Heute gibt es einen Eintrag zum Buchstaben „W“ wie Weanarisch – oder der Wiener Dialekt.
Titelbild By Brücke-Osteuropa – Own work, CC0, https://commons.wikimedia.org/w/index.php?curid=24644420 – vielen Dank für das Bild!
Der Wiener Dialekt – am Aussterben?
So manchem Deutsch Lernenden mag er Spanisch vorkommen, der Wiener Dialekt. Und dass so ein Dialekt nicht unwichtig ist, zeigt sich, wenn man etwa in einem Wiener Geschäft nach einer “Tüte” fragt. Will man die Wiener Seele näher kennenlernen, so lerne man etwas über den Wiener Dialekt.
Sprache lebt und verändert sich im Kontext der Zeit. So finden beispielsweise deutsche Ausdrücke (zB.: “Ich habe eine Eins in Mathe.”) Eingang in die Sprache der Wiener Jugendlichen. Immer mehr Medieninhalte in Deutschland-typischem Deutsch werden konsumiert und mehr oder weniger unbewusst übernommen. Genauso hat die zunehmende soziale Vernetzung zu mehr Anglizismen in der Sprache geführt.
Mia san mia – oba wienarisch is net wienarisch
Streng genommen ist es ohnehin schwierig von EINEM Wiener Dialekt zu sprechen. Meidlinger drücken sich anders aus als Döblinger oder Innenstädter. Jedenfalls finden sich im Wiener Dialekt sowohl Ausdrücke der Gaunersprache, des Jiddischen als auch Einflüsse des Französischen und der Sprachen der ehemaligen Monarchie.
Das Wienerische wird in der Musik gepflegt (Wienerlieder) aber auch in der Literatur (Asterix auf Wienerisch). Im Kabarett begegnen uns ebenso typische Wiener Ausdrücke, wie in zahlreichen hier produzierten Filmen wie etwa der Klassiker “Muttertag” oder auch die Serie “Ein echter Wiener geht nicht unter”, um nur zwei herauszugreifen. Nicht zu vergessen die Wiener Charaktere…
Man mag ihn mögen oder nicht, jedenfalls ist der Wiener Dialekt ein wichtiges Kulturgut und drückt auch eine gewisse Art zu leben aus. Man denke nur an das Wort “gmiatlich” – das gibts halt nur in Wien.
Hier habe ich einige Dialektausdrücke zusammengetragen. Kennst du sie alle?
I loss mi do net papierln vo Ihna, Sie Krippögspü…Heans, net goschat wern…
da Aumtskappöhiasch = Paragrafenreiter – hochnäsiger Beamter
des Aumasnwossa – “Ameisenwasser” – also ein spritziges Getränk
a Bauxal – hilfloser Knirps
de Bim – eines meiner liebsten Dialektworte weil lautmalerisch! – die Straßenbahn
a Breslfetzn – Wiener Schnitzi
a C-Ochzga – Idiot (C80 = Code des Militärs für Untauglichkeit aufgrund Schwachsinns)
de Deixfigur – eine vom Leben gezeichnete Karikatur (nach dem bereits verstorbenen österreichischen Karikaturisten Manfred Deix)
a Eiszopfnschlichta – jemand mit einer sinnlosen Tätigkeit
a Extrawurschtl – ein speziell lächerlicher Clown
a Frischgfaungda – ein Neuling
da foische Fuffzga – ein verlogener Typ
des Gfrastsackl – eine gemeine, hinterhältige Person
a Giftschippl – eine widerspenstige Haarsträhne
des Grafflwerk – Gerümpel
des Gschuarlwerk – eine unruhige Gruppe Halbwüchsiger
a Grantscheam – eine schlecht gelaunte Person
a Häferl – wenn Sie jetzt denken, “ha, das kenn ich, das ist eine Tasse” – tja, dann ist das nur die halbe Wahrheit – das ist nämlich auch eine leicht aufbrausende Person
Haxlbeißer ist kein Hund, sondern jemand der intrigiert
Hecknklescher – saurer Wein, auch Uhudler
Heisl – Klo und eine ekelhafte Person
a Hirnhappler – Dummkopf
a Hirnederl – Schwachsinniger
a iwawuzelte Person – eine nicht mehr ganz taufrische Person
a Jogl – ein Hinterwäldler
a derrische Kapön – eine schwerhörige Person
a schepperts Kluppensackl – ein Angsthase
a hinichs Kreiwö – ein nicht fahrtaugliches Fahrzeug
a Lavua – eine Waschschüssel
a Lumpnsammler – letzte mit Partyvolk volle Straßenbahn
motschkan – sich über etwas echauffieren
a geistigs Nockabatzl – ein dümmlicher Mensch
a Owezahra – Tachinierer
si aufpudeln – sich aufspielen
a bleda Pleampl – ein unverständiger Tollpatsch
a Pompfünebera – ein Bestatter
Querulantenschädl – Nörgler
a Rotzbremsn – ein Schnurrbart
Schmäh fiarn – lustige Witze reißen
Spinotwochta – Zöllner (ursprünglich am Gemüsemarkt), Kontrollorgan
a Trauminet – ein Feigling
a unguada Ungustl – ein unangenehmer Zeitgenosse
a Voitrottl – ein völlig Verblödeter
a Wappler – ein Blödmann
a Zetzn – eine ängstliche Zimperliese
a Zwidawuazn – eine grantige Person
a Zuagrasta – ein Zugezogener, von woanders kommend
Als solcher outet man sich, wenn man am Würstelstand folgendes bestellt: “A Eitrige, mit an Bugl, an Gschissanen und an Sechzehner-Blech.” (Eine Käsekrainer mit einem Brotscherzerl, Senf und einer Dose Ottakringer.) – Zwar geht es wohl nicht wienerischer, dennoch wird man einen Wiener so nicht bestellen hören….Kreativ ist es allemal!
Eure Sandra