Es wäre nicht Wien
War net Wien, wann net durt,
wo kan Gfrett is, ans wurdt.
Denn das Gfrett ohne Grund
gibt uns Kern, halt uns gsund.
War net Wien, ging net gschwind
wieder amal der Wind,
daß der Staub wia net gscheit
umanandreißt die Leut.
War net Wien, wolltst zum Bier
und es stößert mit der
net a B’soffener z’samm,
der a Feuer mächt ham.
War net Wien, wenn net grad
aufgrabn wurdt in der Stad,
daß die Kübeln mit Teer sperrn den Fremdenverkehr.
War net Wien, käm net glei
aner dasig vorbei,
der von d’Federn aufs Stroh
g’rutscht is, so oder so.
War net Wien, Pepi, wannst
raunzen mächst und net kannst:
Denn das Gfrett ohne Grund
gibt uns Kern, halt uns gsund!
Josef Weinheber
(Weinhebers Werk wird heute zu Recht kontroversiell gesehen,
da er es in den Dienst der Nazis stellte. Er selbst war Mitglied der
NSDAP Österreich und galt den Nazis als einer der bedeutendsten
Lyriker ihrer Zeit. Ich habe dieses Gedicht zitiert, da es eine
Facette der Wiener sehr gut widergibt, allerdings distanziere
ich mich ganz klar von seinen politischen Ansichten – diese sind
auf das schärfste zu verurteilen! Übrigens steht eine Büste von
Weinheber am Schillerplatz. – Anmerkung Sandra Blum)
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