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Sie mögen Kaffee…

Dann sind Sie in Wien definitiv richtig. Aber Sie sollten wissen:

Kaffee ist nicht Kaffee – zumindest nicht in Wien. Probieren Sie in einem Kaffeehaus einen “Kaffee” zu bestellen, wird man Sie als Gast entlarven. Der Kellner wird nachfragen, welchen Sie wollen. Dann sollten Sie wissen, dass es viele unterschiedliche Arten von Kaffee gibt. Hier eine Auswahl der wichtigsten:

WIENER MELANGE…Ähnlich wie ein italienischer Cappuccino, aber etwas milderer Kaffe und kleinere Menge Milchschaum. Es handelt sich also um einen etwas verlängerten schwarzen Kaffee mit einer Haube aus Milchschaum und manchmal Kakaopulver als Dekoration.

MOKKA…schwarzer Kaffee ohne Zucker oder Milch. Man nennt ihn auch Kleiner Schwarzer, andernorts heißt er Espresso. Mit heißem Wasser gestreckt ist es ein

VERLÄNGERTER SCHWARZER…also ein Mokka mit heißem Wasser gestreckt.

GROSSER SCHWARZER…ein doppelter Kleiner Schwarzer, also ein doppelter Mokka in größerer Schale

KLEINER und GROSSER BRAUNER…Mokka mit Schlagobers verfeinert in kleiner Schale, oder mit heißem Wasser verlängert – also ein doppelter Mokka mit Schlagobers

FRANZISKANER…Etwas verlängerter Mokka mit Schlagobers und warmer Milch in großer Schale.

KLEINES SCHALERL GOLD… Mokka mit heißer Milch aufgegossen und einer kleinen Haube aus Milchschaum aus kleiner Tasse

HÄFERLKAFFEE…Filterkaffee im Häferl mit viel Milch

KAPUZINER…Kleiner Mokka mit etwas Schlagobers verfeinert

FIAKER…Großer Mokka mit viel Zucker und einem “Stamperl” (also 2cl) Rum oder Slibowitz in einem Glas serviert. Drauf kommt ein Schlagobershäubchen und vielleicht noch eine Kirsche. Dieser Kaffee hält nicht nur die Pferdekutscher warm.

PHARISÄER…Großer Mokka mit Schlagobers und Rum, ähnlich dem Fiaker

SALON EINSPÄNNER…Verlängerter großer Mokka mit einer Haube aus kaltem Schlagobers, oft mit Staubzucker serviert. Der Name hat wieder mit Kutschern zu tun, die den Einspänner, wie den Fiaker angeblich sehr gerne getrunken haben. Vielleicht weil man nur eine Hand braucht?

WIENER EISKAFFEE…vor allem im Sommer ein Hit. Ein doppelter Mokka wird über das Vanille-Eis geleert und mit Milch und Zucker verfeinert.

VERKEHRTER KAFFEE…Das Verhältnis zwischen Milch und Kaffee ist umgekehrt, die Milch ist der Star und der Kaffee wird zur Nebenrolle, also etwas wie ein Latte Macchiato.

AMADEUS oder MOZART…Großer Mokka mit Mozartlikör und Schlagobers

SISI…Kaffee mit viel geschäumter Vollmilch

MARIA THERESIA…Mokka mit Orangenlikör im Glas

KAISER FRANZ JOSEPH…Großer Mokka mit Weinbrand, Kaffeelikör, Schlagobers und Zimt

BIEDERMEIER…Mokka mit Schlagobers und Marillenlikör

IRISH COFFEE…Großer Mokka mit Whiskey

KOSAKENKAFFEE…Kleiner Mokka mit flüssigem Zucker, Rotwein und Wodka

ÜBERSTÜRZTER NEUMANN…in eine Schale kommt Schlagobers, dieses wird am Tisch des Gastes mit Kaffee “überstürzt”

ZARENKAFFEE…starker Mokka mit einer Haube aus gezuckertem, gesprudeltem Eidotter

SCHOKOCCINO…Mischung aus Cappuccino und heißer Schokolade

Ja, da wäre noch eine „Spezialität“, die vielleicht heute nicht mehr alle kennen: Der „Blümchenkaffee“. Das war ein derart dünner Kaffee, dass man das Blümchen auf dem Boden der Porzellantasse durchscheinen sah. Diese Zeiten sind hoffentlich vorbei.

Und wenn Sie diese Auswahl überfordert, beginnen Sie einfach mit dem Ersten auf der Liste und arbeiten sich langsam nach unten vor. Ohnehin findet man selten alle Spezialitäten in einem Café. Es gibt übrigens auch nicht DAS Wiener Café. Jeder muss sich sein Lieblingskaffeehaus finden.

Das war Frauen allerdings sehr lange verwehrt. Sie durften nicht in die Kaffeehäuser, da sich das nicht schickte. Das erste Café, das hier Gleichberechtigung schuf, war das Café Korb, das ab 1880 Frauen willkommen hieß. Dieses Kaffeehaus gibt es noch heute und Elfriede Jelinek, eine öfter gesehene Besucherin des Hauses, hat einmal gesagt: „Wer das Korb nicht kennt, kennt Wien nicht.“ Ob das zutrifft, beurteilen Sie am besten selbst.

Übrigens gab es in den Hochzeiten des Kaffeehauses nicht nur die Tradition ein Gläschen Wasser zum Kaffee zu servieren (das passiert in guten Kaffeehäusern heute noch) sondern auf dem Tablett lag auch ein Schlüssel. Nicht der Schlüssel zum Tresor, aber der Schlüssel zum Stillen Örtchen. Das befand sich ja immer außerhalb des Lokals im Stiegenhaus. Und weil Kaffee harntreibend wirkt, hat man so vorgebeugt, dass Gäste die Kellner mit dem Wunsch nach dem Kloschlüssel behelligen. Das hat Arbeit und Zeit gespart.

Auch heute gibt es noch Gepflogenheiten und sei es nur den Nachbarn am Nebentisch zu belauschen. Also worauf warten Sie noch! Erleben Sie die Wiener Kaffeehaustradition jetzt.

Lassen Sie es sich schmecken!

Ihre Sandra Blum

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